Nachhaltig Leben in der Familie

Nachhaltig leben in der Familie: zwischen Job, Freizeit & Wahnsinn

Menstruation & alternative Hygieneartikel Du liest Nachhaltig leben in der Familie: zwischen Job, Freizeit & Wahnsinn 11 Minuten Weiter Die wichtigsten Bio-Siegel und was sie wirklich bedeuten

Zwischen Wäsche waschen, Vorbereitung auf Schularbeiten und Quality-Time mit dem eigenen Partner kommt die Nachhaltigkeit viel zu kurz. Halb leer gegessene Teller, Plastikspielzeug, Hin-Und-Her-Fahrerei zur Schule, Vereine und Musikunterricht – all das kann die Ökobilanz ins Negative schlagen lassen. Wir geben dir nun 8 wertvolle Tipps, wie du einfach, kostengünstig und nachhaltig leben lernen kannst.

Nachhaltig leben innerhalb der Familie lernen


Du möchtest einige Lebensweisen innerhalb der Familie verändern, um ein nachhaltiges Leben zu führen? Weniger Fleisch essen und Plastik vermeiden sind nur einige von vielen Lebensstilen, die du verändern kannst. Deine und die familiäre Gesundheit, Umweltschutz und deine CO₂-Bilanz wird es dir danken.

1. Es gibt gute Grunde, um Plastik zu vermeiden!

Auf Einweg-Plastiktüten beim Einkaufen verzichten inzwischen die meisten. Mikroplastik stellt weltweit eines der größten Umweltprobleme dar. Mikroplastik findet man hauptsächlich in Kosmetikprodukten, aber es wird auch gezielt industriell hergestellt.

Zu einem entstehen winzige Plastikteilchen, wenn größere Kunststoffteile zerfallen (z. B. Einkaufstüte). Mikroplastik kommt primär in Beautyprodukten vor: Peelings, Duschgels, Shampoos, Make-up, Sonnencremes, Lippenstiften und in vielen weiteren Produkten. Plastik in Form von Gels und Flüssigkeiten werden als Bindemittel und Füllstoff verwendet.

Auf welche Inhaltsstoffe musst du achten, um Mikroplastik zu vermeiden? 

  1. Polyethylen (PE)
  2. Polypropylen (PP)
  3. Polyehtylenterephthalat (PET)
  4. Polymehtylmethacrylat (PMMA)
  5. Polytetrafluorethylen (PTFE)
  6. Nylon

Natürlich stellt auch der tägliche Verbrauche von Plastikprodukten ein Problem dar. Alles rund um das Gemüse wird inzwischen verpackt. Im Durchschnitt schmeißt ein deutscher Verbraucher 220 Kilogramm Verpackungsmüll weg. An dieser Stelle ist der Deutsche Staat und die Regierung in der Verpflichtung, diese Ungereimtheit zu bekämpfen, um Plastikmüll zu vermeiden. Die Frage ist hier: Welche Verpackungen sind überhaupt notwendig?

Als Familie gibt es hier eine mögliche Lösung:

Egal wo du wohnst, gibt es in der Nähe Wochen- und Bauernmärkte. Dort kannst du gezielt Gemüse, Obst, Brot und Eier ohne Verpackung einkaufen.

Im alltäglichen Leben kannst du zusätzlich noch auf diese Dinge verzichten:

  1. Plastikgeschirr und Plastikbesteck
  2. Einwegbecher (Coffee-to-go)
  3. Pausenbrot in Tüten oder in Aluminium
  4. Immer genug Stofftaschen im Auto oder einfach in der Handtasche dabei haben

Nachhaltige Alternativen kannst du hier kaufen: 

  1. Warum nicht aus Keramik oder Porzellan? Auch Kinder können beim Essen und Trinken aufpassen und Achtsamkeit lernen.
  2. Es gibt inzwischen wunderbare Glasthermobehälter für Kaffee oder Müsli auch bei uns im Shop
  3. Schön designte Wachstücher als Alternative zum Plastik verpackten Pausenbrot

2. Wie kann ich Essensreste wider verwerten?

40 Prozent des Deutschen Haushaltsmülls sind Reste! Nachhaltig ist das überhaupt nicht. Ich persönlich kann mich hier an meine Oma erinnern, die mich gezwungen hat immer aufzuessen, da Essen nicht weggeworfen werden soll. Ich zwinge jetzt meine Kinder nicht, aber ich bestehe darauf, dass aufgegessen wird. Es wird vorerst nicht ganz so viel auf den Teller gepackt, denn ein Nachholen einer Speise ist einfache, als es dann wegschmeißen zu müssen.

Meiner Meinung nach ist der Respekt vor Lebensmitteln unglaublich wichtig. Es gibt verschiedene Ansätze, wie man Reste in der Küche vermeidet. Wir haben innerhalb unserer Familie zwei Lösungsansätze: Es wird ein- bis zweimal der Woche so gekocht, dass es auch am darauffolgenden Tag gegessen werden kann. Das spart Energie, Zeit und Müll.

Der nächste Lösungsansatz ist, dass wir immer den Tag vor dem Großeinkauf den Kühlschrank leer machen und „kreatives Kochen“ veranstalten. Hier werden alle Lebensmittel meistens in Form von einem Auflauf zusammengewürfelt und in den Ofen gelegt. In jedem Fall experimentell und lecker. Kann ich nur empfehlen.

3. Secondhand und Tauschen statt kaufen ist das neue nachhaltige Leben!

Wir veranstalten viermal im Jahr eine Kleider- und Accessoire-Tausch-Party mit Brunch und ordentlich Prosecco. Zu jeder kommenden Jahreszeit verabreden sich Freunde zum gemeinsamen Kleidertausch. Es ist witzig, kreativ und eine absolute Erinnerung. Hier kannst du viele Klamotten und Taschen ergattern, die bei den anderen im Keller liegen. Wer sich das nicht traut, kann natürlich auf Ebay-Kleinanzeigen alles finden, was das Herz begehrt.

Ob es Klamotten für die Kinder sind, Business-Kleidung für die Arbeit oder einfach nur Spielzeug oder elektronische Geräte. Ich habe vor über 10 Jahren die Entscheidung getroffen, keine Klamotten und Accessoires neu zu kaufen. Natürlich kaufe ich Socken und Unterwäsche nicht gebraucht, aber inzwischen sind alle meine Klamotten und die Kleidung der Kinder gebraucht. Ich habe damit immer gute Erfahrungen gemacht.

Natürlich kann es passieren, dass etwas nicht passt oder nicht so optimal ist, wie es aussah. Es ist ziemlich einfach, diese Sachen wieder online zu stellen. Hier gilt die Devise: Probieren steht über studieren! 

4. Mehr zum Fahrrad greifen oder Fahrgemeinschaften bilden!

Wir müssen an dieser Stelle zugeben: Wir sind tatsächlich faul geworden! Und diese Faulheit übergeben wir einfach an die Kinder. Mütter und Väter fahren ihre Kinder zur und von der Schule, zum Verein, Musik – und Turnunterricht. Das muss aufhören! Es ist nicht nur wichtig für die Entwicklung vom Kind, selbstständig seine Tagesplanung einzuhalten, sondern auch für eine Erholungsmöglichkeit für Eltern.

Wenn wir den Kindern beibringen, dass sie überall hingefahren und abgeholt werden, werden sie diesen Anspruch nicht mehr los.

Eltern fühlen sich immer mehr zerrissen zwischen Alltag, Job, Kindererziehung und Partnerschaft. Wie kann man das ändern? Der wichtigste Ansatzpunkt ist Zeit. Mehr Zeit für alles. Also je früher Kinder lernen selbstständiger zu werden, desto mehr Zeit zum Ausruhen bleibt für die Eltern. Stress und Streitigkeiten werden auf diese Weise auch vermieden. Und die Kinder sind glücklich, weil sie der Kontrolle der Eltern entkommen und einfach auch allein wohin fahren.

Was ist also zu tun? Zunächst sollte man das Gespräch mit dem Kind suchen. Es ist alt genug, nicht mehr von A nach B kutschiert zu werden. Die allermeisten Vereine und Schulen sind in unmittelbarer Nähe. Das bedeutet, ab aufs Fahrrad! Kläre mit deinem Kind, wann es losfahren muss und wann es zu Hause sein sollte. In jedem Fall sollte das Fahrrad perfekt ausgestattet sein, mit funktionierenden Bremsen, Licht und Reflektoren. Helmpflicht ist selbstredend.

Du verstehst dich mit einem Vater oder einer Mutter aus dem Turnverein gut? Perfekt, spreche ihn oder sie einfach an, ob man sich die Fahrt wöchentlich teilen kann. Die allermeisten Eltern sind sehr sozial und versuchen hier eine Einigung zu finden. Garantiert entstehen hier auch Freundschaften! 

Falls du in einer Stadt lebst, dann informiere dich über die öffentlichen Verkehrsmittel. Kinder bekommen oft günstige Tarife. Fahre mit deinem Nachwuchs den Weg mit den Öffentlichen einmal hin und zurück, damit es lernt, in welchen Bus oder Straßenbahn muss sie oder er ein – und aussteigen.

5. Minimiere den "Kruscht" (umgangssprachlich schwäbisch für Gegenstände ohne bestimmten Wert) im Kinderzimmer!

Sich von Spielzeugen zu trennen, kann für Kinder extrem schwierig sein. Dass Eltern Klamotten aussortiert, weil der vierte Wachstumsschub in einem Jahr stattfand, ist meisten selbstverständlich. Entweder gibt man die kleinen Klamotten nach unten weiter oder falls kein kleineres Kind da ist, dann verschenkt man funktionierende Kleidung an Bekannte und Verwandte.

Wie schaut es denn mit den Spielzeugkisten eurer Kinder aus? Schaut ihr da rein?! 😅  Kinder häufen einen riesigen Berg an Müll an. Kleinspielzeuge vom MC Donalds oder hier ein Geschenk zur Einschulung, vom Zahnarzt oder das Weihnachtsgeschenk vom Verein. Meistens sind die Kinder die ersten zwei Tage wirklich stolz und freuen sich darüber, aber danach landet es überwiegend in einer "Kruscht-Kiste" und wird vergessen.

Ich weiß noch ganz genau, wie das mit meinem ersten Kind war: Er war fast 4 Jahre alt, als mich irgendwann der Ausmist -Putzfimmel getroffen hat. Der Berg an Kleinspielzeug und Schrottware war so groß, dass ich angefangen habe, dieses Problem bewusst mit meinem Kind zu besprechen.

Ab dem Zeitpunkt habe ich zwei Verhaltensweisen innerhalb der Familie etabliert: 

Alle drei bis sechs Monate bekommen alle Kinder (inzwischen habe ich drei Kinder) einen Müllsack und leeren alle ihre Spielzeugkisten aus und gehen einzeln alle Spielzeuge durch. Sind sie kaputt? Kommen diese in die Mülltüte. Wollen sie dieses oder jenes nicht mehr? Kommt es auf die Seite. Alles, was sie nicht mehr mögen oder wollen, sichere ich vorerst für ein paar Wochen auf dem Dachboden.
Nach ein paar Wochen frage ich die Kinder, ob sie dieses oder jenes nicht mehr haben möchten. Wenn nein, werden sie gespendet oder wieder verkauft.

Ich bespreche ganz bewusst mit den Kindern, dass sie aufhören sollen, immer auf diese Cent-Spielzeuge hereinzufallen. Es ist ja wahnsinnig nett vom Doktor oder vom Geschäft XY, dass es den Kleinsten diese Happy-Ware anbietet. Meistens dürfen sie in dieser Kiste auch etwas aussuchen. Ich sage ihnen dann, dass sie sich erinnern sollen, dass wir letztens darüber geredet haben und sie sollen sich für das entscheiden, was sie anschließend wirklich benutzen.

Beispiele: Radiergummis, Stifte oder einfach die Gummibärchen anstatt von Kleinst-Plastikautos (die dann 10 Minuten später kaputt sind).

Mein persönlicher Tipp: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Kinder sehr wohl zugänglich sind für Argumente, die ihr Leben beeinflussen. "Dein Zimmer und deine Kisten werden nicht so zugemüllt!“ "Wie war es mit dem Spielzeug XY vom Doktor... wo ist dieses gelandet?“ Das Beste ist allerdings, dass das jüngste Kind, die richtigen Entscheidungen der Älteren übernimmt, und für sich selbst richtig macht. Mein Jüngster entscheidet sich demnach nie für Kruscht!

6. Vor dem Einkauf einen Essensplan erstellen!

Gehe immer erst dann einkaufen, wenn du weißt, was du in den nächsten zwei bis fünf Tagen kochen möchtest. Bespreche das auch mit deinen Kindern. Was wünschen sich deine Kinder mal wieder? Sie haben hier auch einige ausgezeichnete Ideen. Manchmal sind es auch recht gesunde – überraschenderweise.

Wenn du einen Essensplan erstellt hast, schreibe die Zutaten auf deine Einkaufsliste, die du dafür auch benötigst. Vor allem aber halte dich an deine Liste. Kaufe keine oder so wenig wie möglich Extras. Die führen meist zu mehr Müll oder zu mehr Zuckerkonsum.

7. Besprecht euren Fleischkonsum!

Die Entscheidung, weniger Fleisch zu konsumieren, beginnt mit einer Bestandsanalyse. Dieses Gespräch ist absolut erhellend für alle Beteiligten. Wie Fleisch isst jeder einzelne in der Familie. Der Jüngste liebt Leberwurst auf seinem Pausenbrot. Der Älteste favorisiert Salamisticks und jedes Wochenende Schnitzel. Dein Partner isst gern Schinken. Und zwar morgens, mittags und abends. Du selbst kannst bei einem Gemüseauflauf nicht auf Speck verzichten.

Durch eine offene Kommunikation wird jedem einzelnen bewusst, wie viel Fleisch er oder sie isst und worauf er vielleicht verzichten kann. Und auf diese Weise kommt es dann zu Kompromissen. Mein Tipp an dieser Stelle ist: klein anfangen. Wir haben mit einem Tag in der Woche komplett fleischlos essen gestartet. Das hört sich für einige erst einmal wenig an. Da gebe ich demjenigen absolut recht.
Dennoch ist es schwierig, da es dann mit einer Art von Verbot einhergeht und das aber, psychologisch gesehen, zu mehr Konsum verleitet – weil man dann immer wieder daran denkt.  Es dauert ein wenig, bis es zu einem alltäglichen Prozess geworden ist. Inzwischen essen wir 4 Tage fleischlos. Der erste Tag war noch ein großes Problem, da man auf der Suche nach Alternativ-Produkten ist.

Der Jüngste mag nun viermal die Woche Frischkäse oder einfach nur ein Butterbrot in den Kindergarten. Der Älteste legt sich nicht mehr die Salamisticks als Snack in die Schüssel, sondern bereitet sich unterschiedliches Gemüse zu.
Inzwischen komme ich auch wieder zu Punkt 6 zurück: Wenn wir den Essensplan gestalten, werden indessen immer mehr vegetarische und vegane Speisen vorgeschlagen. Wir lernen aneinander und bestärken einander. Es ist ein stetiger Prozess, der sich nicht nur im Geldbeutel lohnt, sondern auch persönlich und gesundheitlich.

8. Pflanze mit deinen Kindern Gemüse und Obst an!

Ihr habt einen kleinen Garten oder einen Balkon? Perfekt, das reicht, um eine Tomatenpflanze und ein paar Kräuter und Salate anzupflanzen. Es ist nachhaltig und es schmeckt einfach so viel besser. Für die Kinder ist es ein spielerisches Lernprogramm zum Thema Nachhaltigkeit und Nahrungsmittel.

Kinder werden es dir danken, dass sie Essen selbst anbauen und essen dürfen. Sie werden dem Essen eine bessere und nachhaltigere Wertigkeit zuschreiben.