Die wichtigsten Bio-Siegel und was sie wirklich bedeuten

Die wichtigsten Bio-Siegel und was sie wirklich bedeuten

Immer mehr Menschen möchten sich bewusster ernähren. Bioprodukte gelten hierbei als besonders gesund und werden somit immer beliebter. Aber auch die Nachhaltigkeit, die Art des Anbaus, die Schonung der Umwelt und die artgerechte Haltung von Tieren spielen dabei eine immer größere Rolle.

Welches Bio Siegel was aussagt

Hersteller haben diesen Trend längst erkannt und werben mit unzähligen Logos und Sprüchen. Sie sollen garantieren, dass die jeweiligen Lebensmittel aus biologischem Anbau stammen und darüber hinaus nachhaltig sowie umweltschonend sind. Doch wie so oft, ist hier nicht alles Gold, was glänzt. Werbeslogans wie „naturnah“ oder „aus umweltschonender Landwirtschaft“ klingen toll, haben mit echten Bio-Lebensmitteln jedoch meist überhaupt nichts zu tun.

Die seit 1993 geltende EG-Öko-Verordnung hingegen stuft „Bio“ und „Öko“ als rechtlich geschützte Bezeichnungen ein. Steht also auf einem Lebensmittel etwa „biologisch“ oder „ökologisch“, so können Verbraucher sicher sein, dass es nach den Vorschriften dieser Verordnung hergestellt wurde.

Hervorgehoben wird dies in der Regel durch ein sogenanntes Bio-Siegel. Doch welche Bio Siegel gibt es überhaupt und was sagen sie im Einzelnen aus? Für Verbraucher ist es angesichts von mehr als 100 Öko- und Bio-Siegeln nahezu unmöglich, den Überblick zu behalten und die verschiedenen Bio Siegel zu vergleichen. Im Folgenden gehen wir deshalb auf die wichtigsten Bio Siegel samt Bedeutung ein.

EU-Bio-Siegel: Ohne Gentechnik, sicher und transparent

Zumindest bei Lebensmitteln, die in der EU produziert werden und dieses Siegel tragen dürfen, können die Verbraucher sicher sein, dass beim Anbau keinerlei chemische Pflanzenschutz- oder Düngemittel zum Einsatz kommen. Darüber hinaus schreibt das seit dem 01.07.2010 geltende Öko-Label vor, dass Antibiotika ausschließlich zu medizinischen Zwecken eingesetzt werden dürfen und Gentechnik gänzlich ausgeschlossen ist.

Zudem ist geregelt, dass in den verarbeiteten Lebensmitteln lediglich bis zu 49 Zusatzstoffe enthalten sein dürfen und bei der Fleischproduktion auf eine artgerechte Haltung zu achten ist, während auch die jeweiligen Futtermittel aus biologischem Anbau stammen müssen.

Letztlich darf das EU-Bio-Siegel dann genutzt werden, wenn das entsprechende Lebensmittel mindestens 95 % dieser Anforderungen erfüllt. Ob dieser Wert bei 100 % liegen sollte, darüber lässt sich gewiss streiten. Was man jedoch anmerken darf, ist die Tatsache, dass Produkte mit diesem Siegel oftmals nicht sehr nachhaltig sind. Auch an der Tierhaltung gibt es immer wieder Kritik.

Wenigstens werden die Hersteller mindestens einmal pro Jahr kontrolliert, was die jeweiligen Produkte sicher macht. Für eine gewisse Transparenz sorgt die Möglichkeit, diese Kontrolle über einen Code auf der Verpackung zurückverfolgen zu können.

Deutsches Bio-Siegel: Eine sinnvolle Ergänzung

Zusätzlich zum EU-Bio-Siegel existiert seit 2001 das bis heute gültige Deutsche Bio-Siegel. Das sechseckige Label wird vom Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft (BMVEL) vergeben und baut auf den Vorgaben der EG-Bio-Verordnung von 1993 auf.

So müssen die Zutaten dieser Lebensmittel mindestens zu 95 % aus ökologischem Anbau stammen und dürfen keinerlei künstliche Aromen, Farbstoffe sowie Geschmacksverstärker enthalten. Auch das Tierfutter darf ausschließlich aus ökologischem Anbau stammen, während der Einsatz von Antibiotika stark begrenzt ist.

Demeter: Deutsche Anbauverbände gehen noch einen Schritt weiter

Heutzutage eher weniger zu sehen ist das Siegel der Demeter-Gemeinschaft deutscher Anbauverbände. Seit 1924 wird der biologische Anbau als eine Art Organismus verstanden, der natürlichen Einflüssen wie etwa von Mond und Planeten ausgesetzt ist. Selbst die Bodenfruchtbarkeit wird durch eigens hergestellte Dünger aus Mist, Heilpflanzen und natürlichen Mineralien gewährleistet.

Die Kriterien zum Tragen des Demeter-Siegels gehen über die gesetzlichen Anforderungen der EG-Öko-Verordnung hinaus und werten das Demeter Siegel in seiner Bedeutung somit merklich auf.

Bioland: Hoher Tierwohlstandard ohne Chemie

Laut eigenen Aussagen handelt es sich bei Bioland mit 5.443 Bio-Bauern und 922 Lebensmittelherstellern um den bedeutendsten ökologischen Anbauverband Deutschlands. Wie das Demeter-Siegel, gehen auch die Kriterien von Bioland über die der EG-Öko-Verordnung hinaus.

Die Bio Zertifizierung von Bioland erhalten Hersteller, deren Produkte und Futtermittel fast ausschließlich aus dem eigenen Anbau stammen. Besonders im Vordergrund steht hier jedoch das Tierwohl. Selbst kranke Tiere erhalten keinerlei chemische Medikamente oder Antibiotika, sondern werden ausschließlich auf Basis von Naturheilkunde behandelt.

Naturland: Weniger ist mehr - auch über Lebensmittel hinaus

Vor allem das Tierwohl steht bei Naturland, dem zweitgrößten Anbauverband Deutschlands, ganz oben auf der Tagesordnung. So dürfen Betriebe und Hersteller, die mit dem Naturland-Siegel werben möchten, mit beispielsweise 140 Hennen oder 280 Masthähnen deutlich weniger Tiere pro Hektar Nutzfläche halten, als etwa die EU-Bio-Verordnung erlaubt. Mutterkühe müssen darüber hinaus während der Vegetationsphase auf die Weide. Somit geht Naturland mit seinen Vorschriften weit über die Kriterien der EU-Bio-Verordnung hinaus.

Futter- und Produktionsmittel müssen auch hier größtenteils aus eigenem Anbau kommen, während sich Naturland jedoch nicht ausschließlich auf Lebensmittel konzentriert, sondern mit seinem Label auch beispielsweise Holzprodukte oder Textilien kennzeichnet, die den jeweiligen Kriterien entsprechen.

MSC: Die Auszeichnung für eine nachhaltige Fischerei

Der Marine Stewardship Council (MSC) hat sich mit seinem Siegel vor allem auf die Fischerei spezialisiert. Das wohl bekannteste Label für Fisch und Meeresfrüchte soll insbesondere die Nachhaltigkeit der Lebensmittel garantieren. Im Fokus der unabhängigen Organisation steht dabei, die weltweiten Fischbestände durch eine verantwortungsvolle sowie umweltschonende Fischerei zu erhalten.

Für besondere Transparenz sorgt das Webangebot des MSC. Auf seiner Website haben Verbraucher die Möglichkeit, gezielt nach MSC-zertifizierten Produkten zu suchen und dabei nach Fischart, Marke, Händler oder Art zu filtern, um mehr über das jeweilige Lebensmittel sowie dessen Erzeugung zu erfahren.

V-Label: Besonders transparent für Vegetarier und Veganer

Weil viele Produkte im Supermarkt „versteckte“ tierische Produkte enthalten, soll das sogenannte V-Label diesen den Einkauf erleichtern. Das ist auch deshalb so wichtig, weil Hersteller von Lebensmitteln gesetzlich nicht dazu verpflichtet sind, die Verarbeitung von tierischen Produkten anzugeben. Wer jedoch mit dem V-Label werben möchte, muss genau dies tun.

Dabei sind die Angaben in insgesamt vier Kategorien unterteilt. Dabei geht es im Wesentlichen darum, ob in dem jeweiligen Produkt Milch und Eier, eines von beiden oder sogar überhaupt keine tierischen Produkte enthalten sind. Wird anschließend auch nur einer dieser Inhalte verändert, muss das jeweilige Lebensmittel erneut überprüft werden.

Darüber hinaus gibt es mittlerweile spezielle Restaurants, die das V-Label tragen dürfen, wenn diese täglich sowohl ein wechselndes vegetarisches als auch zwei zusätzliche fleischlose Gerichte auf der Speisekarte haben.

Das bereits 1985 von der Europäischen Vegetarier Union (EVU) ins Leben gerufene Siegel wird mittlerweile in vielen Ländern Europas vergeben und kontrolliert.